Buntes Mammut spaziert durch die Gegend.

Sandra Schink

Fediverse-Tipp: Plattformen und Instanzen! Häh?

FediTipp, Fediverse, Fediversum, Fedizens, Mastodon

Das Fediverse ist nicht komplizierter, als die alten sozialen Netzwerke Twitter, Facebook oder Instagram. Es ist nur etwas anders. Viele Begriffe sind ganz schön nerdig. Das nervt Menschen, die Bits & Bytes nicht mit der Muttermilch aufgenommen haben. Dabei wollen wir hier alle doch nur das Eine: Freundlich miteinander schnacken, ohne Werbung und undurchschaubare Algorithmen. Deshalb lasst uns doch erstmal versuchen, eine gemeinsame Sprache zu finden. Denn genau darum geht es im Fediverse.

PlattformActivityPub?
Mastodon
Pixelfed
Friendica
Castopod
Firefish **
Threads?
BlueSky?
X
Facebook
Instagram
TikTok
Nur ein paar von vielen Plattformen…

Also was jetzt? Plattformen oder Instanzen? Oder… Server??

Wenn wir uns entscheiden, es mit dem Fediverse zu versuchen, müssen wir uns auch entscheiden, wie wir das versuchen wollen. Und da fängt die Verwirrung schon an. Wir müssen uns erstmal für eine Plattform entscheiden. Aber was heißt das jetzt?

Plattformen: Einfach ausgedrückt – die Nerds mögen mir Unschärfen verzeihen – sind Plattformen die Software für das Fediverse. Die Benutzeroberflächen. Der Weg, über den wir miteinander kommunizieren. Das, wo wir reinschreiben und Buttons drücken. Das, wie wir das Fediverse sehen.

Mastodon, Friendica, Pixelfed, Peertube, Castopod oder Firefish** sind Plattformen – oder besser: Microblogging-Dienste. Sie sehen unterschiedlich aus und haben unterschiedliche Funktionen – die Grundfunktionen sind aber immer die gleichen. Und sie sprechen alle die gleiche Sprache (präziser: Protokoll), und die heißt Activity Pub. Und deshalb kann man allen Usern auf jeder Plattform, die Activity Pub spricht, von überall her folgen.

Die Plattform Mastodon ist derzeit die bekannteste. Schon heute ist es aber teilweise möglich mit seinen gesamten Followern auf eine andere Plattform umzuziehen. Und das wird zukünftig ganz sicher ausgebaut werden. Wenn man also irgendwann keine Lust mehr auf Mastodon hat, packt man seine inzwischen aufgebaute Community zusammen und nimmt sie mit auf eine andere Plattform, zum Beispiel Firefish. Das ist praktisch so, als würde man mit seinen ganzen Followern und allen denen man selbst folgt, von Twitter zu Facebook umziehen. Nur, dass das eben nicht möglich ist. Im Fediverse geht das schon.

In der Tabelle links seht Ihr, welche Plattformen untereinander durch ActivityPub vernetzt sind ( ✅ ), welche vielleicht mal irgendwann mit dem Fediverse vernetzt sein werden ( ? ), und welche nur mit sich selbst reden ( ❌ ).

Das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus den vielfältigen Möglichkeiten das Fediverse zu entdecken. Aktuell gibt es rund 130 Dienste und es werden laufend mehr.

Da ich mich für Mastodon entschieden habe, und ich mich damit ganz gut auskenne, geht es hier in den FediTipps immer vor allem um die Plattform Mastodon.

Ok, aber was sind denn Instanzen?

Instanz: Nochmal ganz einfach ausgedrückt – die Nerds mögen mir nochmal verzeihen – ist eine Instanz ein speziell eingerichteter Platz auf der Hardware. Ok, es ist ein biiiischen komplexer, aber für Anwender:innen ist das einfach gar nicht so wichtig.

Wenn man Gesprächen über das Fediverse zuhört, fällt in dem Zusammenhang auch häufig das Wort „Server“. Und ein Server ist nichts anderes, als ein Rechner, ähnlich dem PC oder dem Notebook, an dem wir arbeiten. Server stehen idealerweise in einem europäischen Rechenzentrum eines Hosters – das ist der Vermieter des Servers. Und auf dem richtet ein technisch versierter Mensch eine Instanz für das Fediverse ein, weil er es will: Ein FediAdmin – das ist einer der Helden, die sich freiwillig bereit erklärt haben, so eine Instanz aufzubauen und zu pflegen. Zu diesen Superhelden des Fediverse komme ich aber später noch in einem anderen Artikel.

Also nochmal, was sind jetzt Instanzen?

Wenn aber davon gesprochen wird, dass man sich im Fediverse erstmal eine Instanz oder einen Server aussuchen muss, dann ist gar nicht konkret dieser ganze technische Unterbau gemeint. Aussuchen soll man sich eigentlich den Ort, an dem man ins Fediverse starten will. Und den sucht man sich aus, weil er irgendwie physisch in der Nähe ist (z.B. norden.social, nrw.social, dresden.network oder muenchen.social oder einen von der Weltkarte hier). Oder man sucht ihn sich aus, weil dort Menschen mit ähnlichen Interessen, wie den eigenen, zu erwarten sind (z.B. toot.bike, nerdculture, fediscience.org oder lgbtqia.space). Oder man sucht ihn sich aus, weil man eine Bundesbehörde (social.bund.de) oder ein:e Politiker:in (z.B. gruene.social, Linke) oder ein:e Journalist:in (z.B. ARD, ZDF oder reporter.social) oder Angehörige:r einer Interessengemeinschaft ist (z.B. jugend hackt, digitalpioneers.social) – mehr Server finden sich auf auf der offiziellen Mastodon-Seite oder beim FediObserver.

tl;dr – komm einfach zu uns

Wenn wir uns persönlich kennen – und mit wir sind natürlich alle Freund:innen der Digital Pioneers gemeint – kannst Du einfach eine Clubmitgliedschaft abschließen (so finanzieren wir die Arbeit unseres Admins und die Serverkosten), und Dich bei uns anmelden.

Es werden immer mal wieder FediTipps kommen, und demnächst ist hier auch wieder etwas mehr los. Aber Du weißt ja jetzt: Es ist eigentlich egal, wo Du bist: Du kannst jedem im Fediverse folgen. Und wenn Du eine Instanz findest, die Dir besser gefällt, kannst Du einfach mit Deinen Followern dorthin umziehen.

Nachgetragen

* Plattformen – Der Begriff „Plattform“ ist technisch nicht ganz korrekt, worauf der Crossgolf Rebel und Erwin unter meinem Post hingeweisen haben. Passendere Begriffe sind zum Beispiel „Microblogging-Dienst“ oder einfach „Dienst“ oder „Software“ oder vielleicht auch „Browser“. Das der Begriff „Plattform“ Neueinsteigern aber geläufig ist, werde ich ihn hier zunächst so stehen lassen.
Wer aber einen Deep Dive wagen möchte, und über noch mehr der aktuell wohl rund 130 Möglichkeiten ins Fediverse einzusteigen, der findet hier bei Fabian Schaar etwas mehr Lesestoff.

** FirefishBurkhard hat darauf hingewiesen, dass die Entwicklungslage bei Firefish gerade nicht sicher ist. Das ist richtig, deshalb würde ich mit einem Einstieg auf Firefish noch etwas warten. Firefish sieht aber sehr schön aus und lässt sich gut bedienen, und ich hoffe, dass die Lage sich stabilisieren wird und behalte das Projekt im Auge.

2 Gedanken zu „Fediverse-Tipp: Plattformen und Instanzen! Häh?“

  1. Hallo Liebe Sandra,

    um das Fediverse mit seinen Zugangsplattformen zu beschreiben hätte ich mir ein neutraleres oder globaleres Titelbild gewünscht. Auch hier wird wieder Mastodon hervorgehoben, obwohl andere Zugangsplattformen wie zB misskey, was übrigens neben sharkey in deriner Aufstellung fehlt, wesentlich älteren Ursprungs sind und teils erweiterte Features besitzen. Mastodon ist da eine der Bekannteren, aber bei weitem nicht die bekannteste Zugangsplattform. Und firefish fristet ein eher fragwürdiges Dasein, die Weiterentwicklung nach der kürzlichen Wiederbelebung noch unklar. Ich würde daher firefish gegen misskey oder besser sharky austauschen. Letztlich sind alle genannten Plattformen so genannte Microblogging Platforms mit teils unterschiedlichen Schwerpunkten wie Fotografie ähnlich Instagram oder Blogging ähnlich Facebook. Die nachfolgende (nicht vollständige) Reihung führt mal die bekannteren Zugangsdienste/Plattformen auf, als da wären
    Misskey Sharkey Mastodon Pleroma GoToSocial Friendica Hubzilla WriteFreely Lemmy Kbin Pixelfed PeerTube Owncast Funkwhale Mobilizon BookWyrm

    Liebe Grüße, Burkhard aka @b59r

    Antworten
    • Danke Burkhard @b59r, Du hast in einigen Punkten sicher recht. Allerdings schreibe ich diese Tipps für Menschen, die derzeit von nicht viel anderem als Mastodon gehört haben. Nicht für Menschen, die schon lange im Fediverse sind, weil sie bereit und affin genug waren, sich auf experimentelle Dienste einzulassen, bevor es ActivityPub gab. Und unter meiner Auflistung steht ja auch „Nur ein paar von vielen Plattformen.“ Ich weiß, derzeit ist die Lage bei Firefish instabil. Ich werde darauf hinweisen. Ich stelle mir allerdings das Gesicht eine:r Social-Media-Normal-User:in vor, die ich vom Fediverse überzeugen möchte – und sie dafür auf eine japanische Seite wie Misskey lotse 🙂
      Viele andere Dienste, die Du aufgeführt hast, kenne ich noch nicht, und mir ist es zu aufwändig, sie alle auszuprobieren.
      Ich halte Mastodon für eine gute Start-Rampe ins Fediverse. Es fühlt sich nicht völlig fremd an, wenn man z.B. von Twitter kommt. Und es wird durch die gGmbH stabil weiterentwickelt – ich weiß nicht, wie es bei anderen Projekten aussieht. Ich bin selbst hier eingestiegen und kann also nur Tipps für Mastodon geben.
      Also: Ja, das ist hier alles kein Deep Dive. Das überlasse ich gern anderen und wenn Du einen Link hast zu einem, verlinke ich den gern im Artikel. Aber hier wird es erstmal einfach und Mastodon-fokussiert bleiben.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar